Häufig sprechen wir von „hochmotivierten“ Kollegen oder Bewerbern. Aber was heißt das eigentlich? Und geht es dabei um Quantität oder Qualität? Braucht man „viel“ oder „gute“ Motivation?

Richard M. Ryan und Edward L. Deci beschreiben in ihrer Self-Determination Theory verschiedene Motivationstypen, die danach unterschieden werden, wie sie zustande kommen und was genau uns zum Handeln bewegt.

Welche Regulations- und Motivationsarten können unterschieden werden?

1. Hochwertige, autonome Motivationen

Intrinsische Motivation treibt uns an, wenn wir eine Tätigkeit nur um ihrer selbst willen ausführen – aus Spaß an der Freude. Wir verfolgen damit keinen Zweck. Typische Beispiele sind spielende Kinder oder viele Freizeitaktivitäten, die uns nur Freude bringen.

Integrierte Regulation sorgt für eine Motivation, die daraus resultiert, dass wir Ziele, Normen und Handlungsstrategien in unser selbst integriert haben und sie deshalb für erstrebenswert halten, ohne das die damit verbundenen Handlungen uns „Spaß machen“. Ein Beispiel könnte sein, dass wir bei der Tafel helfen, Lebensmittel auszugeben, weil wir das gut und richtig finden.

Identifizierte Regulation beschreibt einen Prozess, in dem wir für eine Tätigkeit motiviert sind, weil wir mit der Ausübung der Tätigkeit einen Zweck verfolgen, der uns wichtig ist. Die Tätigkeit selbst bereitet uns weder Freude noch erscheint sie uns aufgrund unseres Wertesystems als lohnenswert. Wir lernen z.B. für die Führerscheinprüfung oder ein Berufsexamen, damit wir die Erlaubnis bekommen, die Tätigkeit auszuüben, von der wir glauben, dass sie uns Freude bereiten wird.

2. Niederwertige, fremdbestimmte Motivationen

Introjizierte Regulation liegt vor, wenn die Motivation aus einem inneren Druck resultiert und auf den Erhalt der Selbstachtung gerichtet ist. Wir tun dann etwas, weil es sich so gehört, weil wir Angst haben, bloßgestellt zu werden oder erwarten, Anerkennung zu erfahren. Die Motivation würde verschwinden, wenn wir sicher wären, dass niemand von unserer Handlung erfahren könnte.

Externe Regulation erzeugt eine Motivation, die durch einen konkreten, spezifischen äußeren Anreiz bedingt ist. Jemand bietet uns eine Belohnung oder Strafe an, wenn wir uns auf eine bestimmte Art und Weise verhalten, bzw. eine bestimmte Tätigkeit ausführen.

Warum ist fremdbestimmte Regulation schlechter als autonome Regulation?

Fremdbestimmtes Verhalten, das lediglich dadurch getrieben ist, dass eine äußere Anforderung erfüllt werden soll, wird

| in der Regel nur bis zur minimal notwendigen Qualität ausgeführt
| meist eingestellt, sobald keine äußere Kontrolle mehr vorliegt
| gelegentlich nur vorgetäuscht, um die Kontrolle zu überlisten
| eher zu Langeweile und Unwohlsein beim Ausführenden sorgen
| nicht für Zufriedenheit beim Ausführenden sorgen.

Selbstbestimmtes Verhalten, das aus einem inneren Antrieb resultiert,

| sorgt für ein Gefühl der Selbstbestimmung und Zufriedenheit beim Ausführenden
| wird meist ausdauernder ausgeführt und als nicht so anstrengend wahrgenommen
| unterliegt den eigenen Qualitätsmaßstäben und muss weniger kontrolliert werden.

Welche Wechselwirkungen gibt es zwischen den verschiedenen Regulationsarten?

Grundsätzlich ist es möglich, dass mehrere Motivations- oder Regulationsarten für ein Verhalten oder eine Handlung verantwortlich sind. Insbesondere bei den hochwertigen Motivationen kann es sein, dass eine Tätigkeit Spaß bringt, einem höheren Sinn dient und für die eigenen Ziele nützlich ist. Der Führerschein- oder Examenskandidat könnte auch Freude am Lernen empfinden (intrinsisch), den Sinn der Prüfung anerkennen (durch die Prüfung wird die Sicherheit im Straßenverkehr und die Qualität in der Berufsausübung gesichert)(integriert) und den angestrebten Zweck verfolgen (Zulassung zum Straßenverkehr bzw. Beruf)(identifiziert).

Viele Laboruntersuchungen und Studien haben gezeigt, dass externe Regulation gemeinsam mit autonomer Regulation auftreten können. Beispielsweise haben Menschen üblicherweise die Gesetze ihrer Kultur verinnerlicht und die Prinzipien werden zu integrierter Regulation. Für die meisten Menschen ist es selbstverständlich, nicht zu stehlen, unabhängig davon ob sie einer Strafverfolgung ausgesetzt werden würden oder nicht.

Es kann jedoch auch sein, das neue externe Regulation einst vorhandene autonome Regulation verdrängt. Das heißt, Menschen, die bezüglich einer bestimmten Tätigkeit zunächst eine autonome Form der Motivation empfunden hatten, verlieren diese Motivation, wenn sie einer externen Regulation unterworfen zu werden. Ein klassisches Beispiel ist die im Jahr 2000 veröffentlichte Studie von Uri Gneezy und Aldo Rustichini, die untersuchte, welche Wirkung die Einführung einer Geldstrafe für das zu späte Abholen von Kindern aus einer Kindertagesstätte in Israel haben würde. Die Geldstrafe führte dazu, dass die Kinder deutlich häufiger zu spät abgeholt wurden als zu vor. (Gneezy, U., & Rustichini, A. (2000)). Eine weitere interessante Studie führten 2010 Murayama et al. durch, als sie die Hirnaktivität von Probanden beim Spielen einfacher Computerspiele maßen. Die Gehirne von Probanden die eine Belohnung für das Spielen bekamen zeigten nach einer Weile keine Aktivität mehr im Belohnungszentrum des Gehirns, wenn die Belohnung ausblieb. Bei der Kontrollgruppe, die keine zusätzliche Belohnung bekam, stieg die Hirnaktivität im Kontrollzentrum über die Zeit sogar an (Matsumoto, M. et al. (2010)).

Welche Handlungsempfehlungen leiten sich daraus ab?

Meist haben wir nur wenig Möglichkeiten dafür zu sorgen, dass uns eine Tätigkeit Spaß bringt und wir intrinsische Motivation entwickeln. Fast immer können wir uns aber mit den Hintergründen auseinandersetzen und versuchen zu verstehen, welcher größere Zweck mit unsere Tätigkeit verfolgt wird. Dadurch können wir über Rationalisierung eine hochwertige Motivation der integrierten oder identifizierten Regulation erzeugen. Wenn wir andere zu von uns gewünschten Verhaltensweisen bewegen wollen, sollten wir uns die Zeit nehmen, gemeinsame Ziele zu suchen, denen mit der Tätigkeit gedient wird. Und wir sollten sehr umsichtig mit dem Einsatz von Belohnungen und Bestrafungen umgehen, denn damit verlieren wir unter Umständen die Möglichkeit höherwertige, nachhaltige Motivationen zu entwickeln. Im schlimmsten Fall können wir mit dem ungeschickten Einsatz von Strafen und Belohnung sogar gegenteilige Effekte erzielen.

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Das Insight zum Download als PDF:

Cover_Die Qualität der Motivation ist entscheidend