Beitrag von Celin Berg und Nicolas Schuhen
Altbackenes fördern, Innovatives ignorieren: Die Politik vergibt Chancen beim Güterverkehr
Das Frachtaufkommen im Schienengüterverkehr in Deutschland wird voraussichtlich stärker wachsen als bisher angenommen. Laut einer Untersuchung des Unternehmens SCI Verkehr soll das Volumen bis 2027 um 1,7 Prozent pro Jahr steigen (Stand 07/23), verglichen mit einem bisherigen Wachstum von 0,7 Prozent pro Jahr. Diese Prognose steht im Gegensatz zu einer durch den Bundesverkehrsministers Volker Wissing beauftragten früheren Schätzung, welche von einem Anstieg von 0,9 Prozent pro Jahr ausging.
Wissing erwartet bis 2051 ein erhebliches Wachstum im Straßengüterverkehr und begründete damit den Bau neuer Autobahnen. Während das Transportaufkommen im Luftund Seeverkehr sowie in der Binnenschifffahrt 2022 im Vergleich zum Vorjahr bis zu 6,7 Prozent abnahm, stieg es im Schienengüterverkehr um 0,4 Prozent. Das Transportaufkommen im Straßenverkehr sank um 1,5 Prozent. Die Position von Wissing mutet vor diesem Hintergrund noch unverständlicher an, zumal sich die Bundesregierung dem Ziel verschrieben hat, den Marktanteil der Schiene am Güterverkehr bis 2030 auf mindestens 25 Prozent anzuheben.
Während das Bundesverkehrsministerium auf die Straße als Beförderungsmittel setzt, konnte SCI feststellen, dass Reedereien verstärkt in den Schienengüterverkehr investieren und es so zu Verschiebungen im Markt kommt. Der Schienengüterverkehr öffnet sich daher gezwungenermaßen, und bisher etablierte Unternehmen wie die DB Cargo verlieren Marktanteile an neue Wettbewerber.
Trotz der Diversifizierung des Marktes und des Wachstums bleibt der Schienengüterverkehr allerdings für viele Unternehmen unrentabel, insbesondere im Vergleich zum Straßentransport. Hinzu kommt, dass es in der Vergangenheit oftmals hürdenreich war, Transportleistungen für die Schiene zu buchen. Hier setzen Unternehmen wie Modility aus Hamburg und Rail-Flow aus Frankfurt am Main an: Über eine Plattform können Transportleistungen von Güterbahnen bereitgestellt, aber auch von Spediteuren gebucht werden. Die Teilhabe am Kombinierten Verkehr wird so vereinfacht, die Prozesse werden optimiert. Beide Unternehmen leisten damit einen Beitrag, um den Anteil der Schiene am Güterverkehr weiter auszuweiten, den Kombinierten Verkehr zu stärken und den Schienengüterverkehr insgesamt rentabler zu gestalten. Doch welche Projekte in Deutschland verfolgen sonst noch dieses Ziel? Es folgt ein Überblick über die wichtigsten Vorhaben und Initiativen.
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bahn manager 06-23 – Altbackenes fördern, Innovatives ignorieren: Die Politik vergibt Chancen beim Güterverkehr
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